Die vergangenen Wochen waren wieder turbulent. Langweilig wird es bei uns wirklich nie… Ich vergleiche mein “erstes zweites Leben“ immer wieder mit einer Bootsfahrt auf hoher See. Ich sitze in einem kleinen, roten, gebrauchten Schlauchboot. Es ist ein überholtes Modell aber dafür noch ziemlich robust. Mein Kompass ist nur noch zeitweise funktionstüchtig, weshalb ich ab und an die Orientierung verliere und mich den Kräften Poseidons ausgeliefert fühle.
Der Wind saust und pfeift, das Boot schwankt hin und her und die hohen, mächtigen, furchterregenden Wellen brechen beinahe über meinen Rücken und füllen das schmächtige Wasserfahrzeug mit Wasser. Jeden Augenblick könnte es soweit sein und ich kann dem Druck und der Last nicht mehr standhalten, bis ich samt dem Boot in den Weiten des Meeres untergehe. Aber genug mit den Metaphern, denn in diesem Augenblick ist die Welt in Ordnung. Ich habe einen schönen Geburtstag verbracht und einige Tage darauf eine wichtige Prüfung bestanden. Meine Mama war wieder zur regelmäßigen Kontrolle im Spital und hat endlich einmal eine positive Nachricht mit nach Hause gebracht. Die Chemo scheint den Krebs momentan zu bändigen und die Mestastase im Kopf ist endlich “unauffällig”. Die restlichen Mestastasen sind auch unverändert. Endlich mal Stillstand, kein Wind, keine meterhohen Schicksalswellen, kein tobender Ozean. Einfach nur Stille, ein kleines Bächlein, ein ruhiger unauffälliger, idyllischer See. Gerade solche Tage mit Nachrichten, die uns Hoffnung schenken, geben mir wieder die Kraft und die Zuversicht für die Zukunft. Daher sollte dies nicht unerwähnt bleiben. In diesem Sinne wünsche ich allen da draußen einen schönen, geruhsamen, lauen Sommerabend!
#fcukcancer