Repeat

Wenn wir unser Leben zurückspulen könnten, würden wir es dann genauso wieder leben und die gleichen Entscheidungen treffen wie zuvor? Oder würden wir an einigen Kreuzungen doch eine andere Richtung einschlagen? Ich glaube viele Menschen haben sich diese Frage schon einmal gestellt. Wir bekommen nur selten eine zweite Chance, meist dienen die Fehler, die wir begehen, lediglich dazu, aus diesen zu lernen und in Zukunft nicht erneut zu machen. Würden wir nicht für unsere Fehler büßen und hätte unser Handeln keine Konsequenzen, würden wir nicht reifer und überlegter werden. Wüssten wir nicht wie heiß Feuer ist, weil wir uns bereits daran verbrannt haben, würden uns vielleicht die wunderschönen goldleuchtenden Flammen des Feuers ewig faszinieren.
Doch was wäre, wenn unser Leben ein Film wäre, den man an einer beliebigen Stelle anhalten könnte, um wunderschöne Momente länger auszukosten oder in entscheidenden Momenten anders zu handeln? Wäre unser Leben dann noch so spannend und geheimnisvoll, wenn wir es ständig “reseten” und komplett steuern könnten? Hätte es diese gewisse Würze?

Könnten wir das Leben beliebig oft wiederholen und wäre uns nicht bewusst, dass wir nur dieses eine Leben haben, hätten wir dann stets den Antrieb es möglichst auszukosten und jeden Tag zum schönsten aller Tage zu machen? Würden wir denn aus Fehlern lernen, wenn wir sie immer wieder machen könnten, ohne einen Verlust befürchten zu müssen? Wäre das Leben so berechenbar und wüssten wir als Jugendliche bereits, wie unsere Zukunft einmal verlaufen wird, würden wir uns dann so voller Erwartungen auf unsere Zukunft freuen?
Würden wir denn Bücher mit so viel Spannung lesen, wenn wir das Ende schon im Vorfeld kannten? Würden wir schöne Momente denn auch so schätzen, wenn wir wüssten, dass wir sie beliebig oft wiederholen könnten? Würden wir uns von jungen, unerfahrenen Teenagern zu erwachsenen, erfahrenen Menschen entwickeln?
Wäre alles im Leben so einfach rückgängig zu machen, wäre dann unsere Geschichte so einzigartig? Würden wir den Schmerz nicht kennen, würden wir das Glück so schätzen?

Wir schreiben alle unsere Geschichte und ich bin mir sicher wir alle haben in unserem Leben schon einmal Entscheidungen getroffen, die wir im Nachhinein bereut haben – oder zumindest glauben sie zu bereuen. Ich glaube wir Menschen neigen generell dazu, das Unbekannte zu idealisieren und schön zu reden, sobald im Leben mal was nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Haben wir uns nicht alle schon einmal gefragt wie unser Leben verlaufen wäre, wenn wir an der ein oder anderen Kreuzung anders abgebogen wären? Aber die Antwort darauf kennen wir nicht. Denn nur weil auf Route A einige Hindernisse auf uns zukommen ist dies kein Garant dafür, dass Route B die einfachere gewesen wäre. Und wie Goethe bereits sagte: “auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen”.

Im Grunde genommen hat es keinen Sinn uns über die uns unbekannte Route Gedanken zu machen, denn anders als in einem Film werden wir nie wieder an diese Kreuzung zurückkehren und den anderen Weg wählen, um uns zu vergewissern, dass dieser der richtige ist. Wir treffen laufend Entscheidungen und beschreiten den Weg, der sich in diesem Moment richtig anfühlt. Und auch wenn wir manchmal unsere Entscheidungen in Frage stellen, sollten wir nie zurückblicken und uns fragen, wie das Leben wohl anders verlaufen wäre. Die Vergangenheit dient nur dazu zurückzublicken und zu sehen wie weit man schon gegangen ist, wie reif man geworden ist und sich entwickelt hat. Und die Fehler, die wir im Laufe unseres Lebens begehen, sind – wie schon erwähnt – dazu da, um aus diesen zu lernen und an der nächsten Kreuzung mit mehr Erfahrung und Weitblick eine neue Entscheidung zu treffen…