Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Mit diesem Zitat (Autor unbekannt) möchte ich meinen ersten Eintrag beginnen, denn diese, wie ich meine, weisen Worte, begleiten mich seit zwei Jahren durch meinen Alltag.
Ich hatte schon lange vor zu bloggen aber irgendwie fehlte mir bis jetzt die Energie dafür. Heute habe ich entschieden meine Geschichte mit euch zu teilen, zum einen, um mir den Schmerz von der Seele zu schreiben aber auch, um anderen Menschen Mut zu machen, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation befinden. Wir Menschen sind uns gar nicht darüber bewusst, wie stark wir sein können, wenn wir keine andere Wahl haben. Mit diesem Blog möchte ich das Tabuthema TOD brechen und unsere Geschichte erzählen, unsere Geschichte von einem Leben mit Krebs.
Alte oder kranke Menschen hört man oft sagen “Wir sind alle nur Gast auf Erden” aber Gedanken habe ich mir früher nie darüber gemacht. Warum auch, wenn man jung ist denkt man an alles, nur nicht an den Tod. Genau das macht die Jugend auch so unbeschwert. Die einzigen Sorgen, die man hat, sind höchstens ob man ein Date mit dem Schulschwarm bekommt, welches Outfit man auf die nächste Party anziehen wird oder wie man seinen Eltern den Fünfer in Mathe verheimlichen kann.
Vor zwei Jahren änderte sich mein Leben auf einen Schlag. Meine Oma lag gerade unerwartet im Sterben, als das Schicksal erneut zuschlug. Meine Mutter erhielt die Diagnose metastasierter Brustkrebs… nie im Leben hätten wir damit gerechnet, dass das Schicksal uns so hart trifft und dann auf so grausame Weise. Wenn ich zurückblicke stockt mir der Atem und das Wasser schießt sofort in meine Augen. In solchen Situationen zieht es einem den Boden unter den Füßen weg, die Welt hört für einen Moment auf sich zu drehen, man ist nur noch eine Hülle, ein Schatten, innen ist man leer. Man fühlt weder Durst, Hunger noch Müdigkeit. Man irrt durch die Straßen wie ein Zombie…
Es sind mittlerweile bereits zwei Jahre vergangen und wir sind dankbar für jeden weiteren Tag, für alle schönen Momente, die wir seither erleben durften. Wir sind als Familie noch enger zusammengewachsen und leben nun ein zweites Leben, das erste zweite Leben. Meine Bemühungen einen Sinn darin zu sehen warum gerade uns dieses Schicksal trifft, scheitern immer wieder bzw. sind meine Antworten sehr unbefriedigend, ebenso wie die Gedanken über die vielen Ungerechtigkeiten im Leben. Während eine Familie ein (scheinbar) sorgenloses, glückliches, langes Leben lebt, werden andere Familien durch Krankheiten, Unfälle, u.ä. entzweit, während manch einer 95 Jahre lebt, stirbt woanders ein Kind mit 4 Jahren. Ich glaube daher, dass es wenig Sinn macht, den Sinn zu suchen oder auch zu hinterfragen, warum es gerade uns trifft. Und wirft man einen Blick hinter die Kulissen, relativiert sich oft das eigene Leid. Je offener man über seinen Kummer spricht, desto mehr Geschichten erfährt man und merkt, dass man ganz und gar nicht alleine ist, sondern rundherum viele Menschen einen schweren “Schicksals-Rucksack” mit sich tragen. Ich glaube fest daran, dass es an jedem Menschen selbst liegt, das Beste aus jedem Tag herauszuholen, stark zu sein und immer einmal öfter aufzustehen, als man hingefallen ist!
#fcukcancer